Nach den furchtbaren Menschenverlusten des letzten Weltkrieges kam in den Dörfern unserer Gemeinde der Wunsch auf, ihren Gefallenen und Vermissten ein Ehrenmal zu setzen.
Die Anlage solcher Gedenkstätten mit öffentlichen Mitteln versagte sich von selbst, da solche Mittel für den Wiederaufbau dringend benötigt wurden. Vor allem waren es ethische Motive, die die Schaffung von Ehrenmalen der örtlichen Initiative überließen, um auf diese Weise ein Solidaritätsbekenntnis mit den Kriegsopfern herzustellen. Nachdem die Gemeinde Wardenburg einen brachliegenden Platz in Achternholt an der Kreisstraße 149 zur Verfügung stellte, wurdedieser in Gemeinschaftsarbeit hergerichtet. Dieser Platz war früher eine Sandkuhle. Wenn die Achternholter
weißen Sand benötigten, wurde er von hier geholt. Der Sand wurde nicht nur zum Ausbessern der Wege benötigt, sondern es gab noch viele Anlässe, zu denen man früher Sand benötigte. An besonderen Tagen, zum Beispiel Ostern, Pfingsten und bei Hochzeiten wurde die Diele, die zu der Zeit noch aus Lehm bestand. mit dem weißgelblichen Sand bestreut. War ein Sterbefall in der Familie, fand die Trauerandacht im Sterbehaus statt. In Bauernhäusern wurde der Sarg auf der Diele aufgebahrt und die Diele wurde mit schönem weißen Sand ausgestreut. Hinrich Auen aus Benthullen, der von 1927 bis 1933 bei der Stadt Oldenburg als selbstständiger Unternehmer beschäftigt war, hat den Müll, welcher zu dieser Zeit fast nur aus Asche bestand, aus dem Stadtteil Osternburg mit Pferd und Wagen abgefahren. Auf dem Rückweg von Oldenburg nach Benthullen hat er oft den Müll in dieser Sandkuhle abgeladen. Im Jahre 1932 trat der freiwillige Arbeitsdienst in Aktion, welcher zu dieser Zeit noch ohne Uniform war und ebnete die Sandkuhle mit Mutterboden ein. Für die Achternholter Kinder war es ein großer Verlust, dass die Sandkuhle zugeschüttet wurde.
Das Spielen in dem schönen weißen Sand war vorbei. 1933 wurde die Straße nach Benthullen fertiggestellt. Ein Teil der Straße gehörte damals zur Sandkuhle. Das verbliebene Reststück, etwa 1900 Quadratmeter groß, ist der „ Achternholter Brink“. Der damalige Bürgermeister, auch Gemeindevorsteher genannt, Diedrich Dannemann (1922 – 1933) hat auf dem Brink die Eichenbäume, die teilweise heute noch stehen, gestiftet. Glücklicherweise fand sich in Achternholt der Mann recht bald, der die Initiative für die Errichtung eines Denkmals ergriff. Es war Hermann Vahlenkamp, der in vielerlei Hinsicht die Interessen des Dorfes vertreten hat und eine Sammlung unter den Dorfeinwohnern durchführte. Unterstützt wurde Hermann Vahlenkamp dabei von Georg Martens, die beide führend im Denkmalausschuss waren. Die Einnahmen aus den Spenden beliefen sich 1955 auf 3735 DM und setzte sich aus Beträgen von 5 DM bis 500 DM zusammen. Am 8. Juni 1955 stellte der damalige Architekt Helmut Twille dem Denkmalausschuss Achternholt seine Leistungen, die unter anderem das Anfertigen von Zeichnungen beinhalten, mit 270 DM in Rechnung. Nach dieser Rechnung geht man davon aus, dass Architekt Helmut Twille die Entwürfe für das Denkmal erstellt hat. Das Denkmal liegt in dem Straßendreieck Zum Schießstand, Gieskenmoorweg und Böseler Straße, dem sogenannten „Achternholter Brink“. Einen besseren Platz hätte man in Achternholt kaum finden können. Das Denkmal besteht aus drei Kreuzen, die aus Sandstein gefertigt sind. Das mittlere der drei Sandsteinkreuze ist 180 cm hoch, 80 Zentimeter breit und 25cm stark. Die Maße der beiden anderen Kreuze sind 160 mal 80 mal 25 Zentimeter. Die drei Kreuze des Denkmals wurden gegen ein Entgelt von 1485,50 DM vom damaligen Bild- und Steinhauermeister Johann Wandscher aus Oldenburg angefertigt und aufgestellt. Die Rechnung stammt vom 19. September 1955. Das Denkmal wurde eingezäunt und und mit einer Wildrosenhecke bepflanzt. Die Gesamtkosten des Denkmals betrugen laut einer Aufstellung, vom 13. Oktober 1955, insgesamt 2571,10 DM. Die Inschriften des Denkmals bestehen aus 495 erhabenen Großbuchstaben, beziehungsweise Ziffern und Zeichen.


Der Text der Inschriften lautet:


Mittleres Steinkreuz: 

DEM GEDÄCHTNIS UNSERER GEFALLENEN, VERMISSTEN UND DER OPFER IN DER HEIMAT IM 1. + 2. WELTKRIEG 1914 – 1918 + 1939 – 1945

Linkes Steinkreuz:

Enthält acht Namen, darunter die Jahreszahlen 1914 – 1918

Wilhelm Lüschen, Ludwig Vahlenkamp, Johann Vahlenkamp, Heinrich Schwettmann, Hermann Schwettmann, Hermann Meyer, Heinrich Meyer, Hermann Wille.


Rechtes Steinkreuz:

Enthält neunzehn Namen, darunter die Jahreszahlen 1939 – 1945.

Edo Braje, Bruno Büsing, Gustav Bettermann, Richard Freitag, August Oetjen, Hans Knetemann, Willi Haase, Otto Hahn, Hermann Krause, Otto Wempe, Hans Wempe, Hermann Martens, Willi Schwettmann, Heinrich
Speckmann, Willi Wöbken, Herbert Vahlenkamp, Heinrich Schmidt, Heinrich Wilken, Rudolf Zahn.

Am 2. Oktober 1955 wurde das Denkmal eingeweiht. „Dieses prächtige Ehrenmal möge ewig eine Stätte der Besinnung, der Erinnerung und der Ehrfurcht bleiben“, sagte der damalige Verwaltungspräsident Robert Dannemann, als er das neue Denkmal enthüllen ließ. Während die Kapelle das Lied „Vom guten Kameraden“ anstimmte und sich die Fahnen des Wardenburger Heimkehrerverbandes und des Kriegervereins senkten, verlas Hermann Vahlenkamp
die 27 Namen der Gefallenen und Vermissten, die auf diesen neuen Gedenksteinen verewigt worden sind. Die örtlichen Vereine, der Heimkehrerverband, der Kriegerverein und die Angehörigen der Gefallenen legten währenddessen Kränze nieder. Die Achternholter Bevölkerung hatte sich fast vollzählig zu dieser Feierstunde eingefunden. Verwaltungspräsident Robert Dannemann ging in seiner Rede auf das harte Schicksal ein, das Deutschland in den vergangenen Jahren erlitten hatte. Er brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass durch die Verhandlungen in Moskau jetzt recht bald alle Kriegsgefangenen heimkehren werden und vielleicht auch solche Kameraden, die bereits seit Jahren vermisst gemeldet waren. Der Gemischte Chor Achternholt unter der Leitung des Dirigenten Otto Krumland umrahmte die Gedenkstunde mit einigen Liedern. In den Folgejahren wurde die Wildrosenhecke zu groß und als sie dann Lücken aufwies, entfernte man sie. In den 70er Jahren wurde dann auch die Einzäunung entfernt. Am Volkstrauertag findet alljährlich eine von der Dorfgemeinschaft Achternholt organisierte kurze Gedenkfeier am Denkmal statt, bei der die Dorfgemeinschaft einen Kranz niederlegt. In den letzten Jahren war immer eine Abordnung von Bundeswehrsoldaten vertreten. Die Soldaten, meistens ein Offizier und vier Unteroffiziere, wurden dabei von einer in der Henning von Treskow Kaserne in Oldenburg-Bümmerstede stationierten Einheit entsandt.

Der Offizier hielt dann die offizielle Gedenkrede und die Soldaten legten einen Kranz nieder. Etwa 25 Jahre wurde das Achternholter Ehrenmal von Elsbeth und Hans Schwettmann (+1996) mit großem Einsatz in Ordnung gehalten. Rasenmähen, Laubkehren und andere Arbeiten nahmen oft viel Zeit in Anspruch. Erfreulich und lobenswert war die Entscheidung von Hartmut Schwettmann, dem Sohn von Elsbeth und Hans, die Arbeiten nach dem Tode seines Vaters fortzuführen.
Ab 2012 hat Uwe Oltmann die Pflege des Achternholter Denkmals übernommen.

 

Quelle: Achternholter Chronik
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Markus Köpke
Autor: Markus KöpkeWebsite: http://www.complize.com
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